„Lasst uns als Hoffnungslose hoffen“

Feierstunde zum Volkstrauertag in Cronenberg in Zeiten von Terror, Gewalt und Krieg

von Lina Rönisch (Q2), Fotos von S. Roberts

Die Sonne bricht durch die dichte, dunkle Wolkenfront und erhellt für einen Augenblick die Welt, während die Cronenberger Männerchöre das Lied „Frieden“ von Gotthilf Fischer singen. Es ist ein Moment der Hoffnung, zwar ein kurzer, aber dafür umso bewegender.

Und genau dies ist die Botschaft der Versammlung anlässlich des Volkstrauertages, welche diesmal am 19. November um 11 Uhr wie jedes Jahr am Ehrenmal in Cronenberg stattgefunden hat. Das Wetter wird als „Glücksfall“ betitelt.

Es versammeln sich Bürgerinnen und Bürger sowie der Vorsitz des Cronenberger Bürgervereins, der Posaunenchor Cronenberg (Dirigent: Holger Havermann), die Cronenberger Männerchöre (Leitung: Peter Kühn), die Feuerwehr und einige Schüler und Schülerinnen des CFGs unter der Begleitung von Frau Roberts, nicht zuletzt Pfarrer i.R. Eckehard Fröhmelt. Eine große, zusammengewürfelte Gruppe, die trotz der großen Altersunterschiede eins teilt: eine tiefe Fassungslosigkeit über das, was momentan auf der Welt passiert. Umso dankbarer sind die Versammelten, dass „[…] wir heute keinen Krieg und keine Toten haben.“, beginnt der Vorsitzende des Bürgervereins die Veranstaltung. Die triste Stimmung wird direkt zu Beginn spürbar. Als darauffolgend der harmonische und berührende Gesang des Chors ertönt, der „Ich glaube“ von Udo Jürgens singt, ist zu erkennen, dass jeder/e der Anwesenden einen ganz individuellen Grund hat, warum er/sie an dem heutigen Tage anwesend ist.

Im Anschluss halten Rongchuan Yan (Q2) und Melonora Soula-Pongé (Q2) ihre ganz persönlichen Reden, in denen sie ihre Gedanken zu den Themen Krieg und Frieden festhalten. Rongchuan bezieht sich voller Emotionen auf die aktuelle Situation zwischen der Ukraine und Russland, ebenso wie auf den Krieg im Gebiet des Gaza-Streifen. Ganz besonders hebt er hervor, dass Europa als ein Kontinent des Friedens dastehe und appelliert am Ende an die Zuhörenden, sich für eine Welt stark zu machen, „in der die Spirale der Gewalt durchbrochen wird und in der der Respekt vor dem Leben und der Würde jedes einzelnen oberste Priorität hat“.

Melonora betont besonders ihre Dankbarkeit, dass weder sie noch ihre Eltern jemals Kriegserfahrungen gesammelt haben und definiert Frieden auf philosophische Art und Weise, indem sie auf berühmte Philosophen wie Nitzsche und Kant zurückgreift. Ihr Fazit ist, dass die Menschen anhaltenden Frieden erschaffen können: „Es lohnt sich daran zu glauben, dass jeder in der Lage ist, etwas zu verändern“, lautet eine ihrer nachdenklichen Äußerungen.

Großes Lob und Anerkennung bekommen die beiden Vortragenden von Pfarrer i.R. Eckehard Fröhmelt, der daraufhin selbst das Wort ergreift und die Versammelten mit persönlichen Erfahrungen im heutigen Krisengebiet Israel fesselt. Er wirkt schockiert, als er von Stacheldrähten und Mauern rund um die heilige Stadt Jerusalem berichtet. Auch er verbreitet die Hoffnung auf Frieden: „Hoffnung stirbt nicht zuletzt, sie stirbt gar nicht!“, formuliert er mit starken Worten.

Zum Abschluss folgt die Kranzniederlegung, bei der Melonora und Rongchuan den Kranz des Volksbund Kriegsgräberfürsorge vor das Mahnmal legen dürfen, während der Männerchor ein letztes Lied singt: „Frieden“. Dieser Moment schenkt allen Anwesenden einen kleinen Schimmer Zuversicht, dass doch nicht alles verloren ist und dass der Glaube und die Gemeinschaft gewinnen werden.