Beim Albert-Einstein-Cup (AEC), was mit der Europameisterschaft der Softwareentwicklung gleichzusetzen ist, treffen die besten Programmierer Europas aufeinander und messen ihre Fähigkeiten im Programmieren. Deutschland nutzte diesen Wettkampf um aus dem Deutschen Nationalteam den Besten zu ermitteln. Dieser darf nämlich Deutschland bei den WorldSkills 2019 im russischen Kasan vertreten. Bei den WorldSkills handelt es sich um die Weltmeisterschaft der Berufe und ist nach der Olympiade der größte internationale Leistungsvergleich.
von B. Frost, Fotos von B. Frost und WorlsSkills Germany
Coden, was die Tastatur aushält: Das war das Motto vom 27. bis 29. Mai beim diesjährigen AEC im gleichnamigen Gymnasium in Neubrandenburg. Zehn Teilnehmer aus sieben Nationen griffen kurz vor der Weltmeisterschaft der Berufe, den WorldSkills im russischen Kasan im August dieses Jahres, nach dem begehrten IT-Pokal. Die Trophäe mit nach Hause nehmen durfte die russische Teilnehmerin Kristina Zheltova. Bereits vor zwei Jahren gewann mit Anna Derbeneva eine russische Teilnehmerin den AEC und wurde bei den WorldSkills in Abu Dhabi Weltmeisterin.
Das vor-weltmeisterliche Kräftemessen war aber nicht der alleinige Anlass des AEC, denn bei den deutschen Teilnehmern ging es noch um das Ticket für Russland. Das löste der 19-jährige Benjamin Frost aus Wuppertal: „Bei den WorldSkills in Kasan dabei sein zu dürfen, ist ein überwältigendes Gefühl. Man hat in den letzten drei Tagen gesehen, dass die internationale Konkurrenz extrem stark ist. Es ist eine große Ehre, Deutschland zu vertreten.“
Schwierigkeitsgrad: über WM-Niveau
Stolz auf sich können alle Teilnehmenden des AEC sein, denn das Niveau war hoch, wie Dr. Olaf Kappler, WorldSkills-Bundestrainer für den Skill IT-Software Solutions for Business, bestätigt: „Der AEC war dieses Mal deutlich größer als vor zwei Jahren. Alle europäischen Teilnehmer für die WorldSkills in Kasan waren dabei. Vom Schwierigkeitsgrad her waren wir etwas über WM-Niveau. Das war herausfordernd für die Teilnehmer.“
Doch was brachte die Zehn so ins Schwitzen? Die Aufgabe sah
vor, dass die Teilnehmer zuerst PC-Anwendungen für ein E-Learningsystem für die
fiktive „WorldSkills Germany School of IT Skills“ in drei Sessions á 120
Minuten schreiben mussten. Hier zeigte sich insbesondere bei Benjamin Frost,
dass er in der Vorbereitung auf das richtige Pferd gesetzt hatte: „Auf die
Desktop-Entwicklung war ich in der Vorbereitung fokussiert. Ich habe bereits
während des Wettbewerbs gemerkt, dass die Desktop-Sessions bei mir
vergleichsweise gut liefen. Die anderen hatten mir von Problemen berichtet, die
ich nicht hatte.“
Jetzt zählt’s: Die Zeit bis Kasan nutzen
Am letzten Wettbewerbstag musste eine mobile Applikation für Tablets mit Übungsfragen und -antworten für die Nutzer, also die Schüler oder Studenten, innerhalb von drei Stunden programmiert werden. Das lief bei Benjamin Frost noch nicht ganz so rund. Auch der WorldSkills-Bundestrainer für den Skill IT-Software Solutions for Business bestätigte das hohe Niveau: „Das waren alles recht anspruchsvolle Aufgaben, gerade in der Kürze der Zeit.“
Um den Nachholbedarf zu identifizieren, war der AEC eine gute Vorbereitung. Jetzt will das deutsche Team die verbleibenden Wochen intensiv nutzen: „Vor zwei Jahren haben wir eine ähnliche Strategie in der Vorbereitung gefahren wie dieses Jahr. Ich habe das Gefühl, dass wir dieses Mal noch besser vorbereitet sind. Natürlich sind auch die anderen Nationen stärker geworden: Bei der Konkurrenz sind einige der Favoriten dabei. Wir werden die Zeit bis Kasan nutzen und in den verbleibenden Monaten gut arbeiten“, so der Bundestrainer.
Speedprogramming bis die Tasten glühen
Dass er Nerven wie Drahtseile hat, bewies Benjamin Frost bereits während des Wettbewerbs, was auch seine deutschen Mitbewerber um das Ticket nach Kasan beeindruckt hat: „Ich war überrascht, wie sich Benjamin beim Speedprogramming von unten nach ganz oben gearbeitet und mehr und mehr Punkte erreicht hat. Irgendwann war mir klar: Das kann ich nicht mehr aufholen. Ich gönne ihm den Sieg“, wünscht ihm zum Beispiel Simon Kobler aus Putzbrunn bei München viel Glück. Beim Mini-Wettbewerb im Speedprogramming, den der deutsche Kasan Teilnehmer für sich entscheiden konnte, musste innerhalb von 30 Minuten die größtmögliche Lösung für ein mathematisches Problem gefunden werden. Dies geschieht indem man einen passenden Algorithmus möglichst schnell und effizient programmiert. Schließlich gewann Benjamin Frost mit einem großen Abstand (2782 Punkte im Vergleich zu den 925 Punkten des Zweitplatzierten) den Wettbewerb und ist somit Europameister im Speedprogramming.
Mehr über die WorldSkills Kasan 2019
Die Weltmeisterschaft der Berufe findet vom 22. bis 27. August 2019 im russischen Kasan (Tartastan) statt. Das Team Germany umfasst rund 100 Personen. Darunter sind die 39 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die in 34 Skills-Disziplinen antreten. Zur WM gemeldet sind etwa 1.500 junge Fachkräfte aus über 60 Ländern in insgesamt 56 Disziplinen. Die Eröffnung der 45. WorldSkills-Wettbewerbe findet am 22. August 2019 in der „Kazan Arena“ statt. Hier werden am 27. August 2019 zur Siegerehrung auch die Medaillen vergeben. Das „Kazan Expo International Exhibition Centre“ (74,8 Hektar), Austragungsort des Wettbewerbs, wurde extra für die WorldSkills gebaut.
Mehr über WorldSkills Germany
WorldSkills Germany fördert und unterstützt nationale und internationale Wettbewerbe nichtakademischer Berufe und ist damit Botschafter für den Standort Deutschland. Die Wettbewerbe sind Impulsgeber für die Berufsbildung, wirtschaftliche Kontakte und Plattform zur Präsentation neuer Entwicklungen. Sie zeigen jungen Menschen frühzeitig Chancen auf und motivieren zu Bestleistungen in der Ausbildung. Der 2006 gegründete Verein WorldSkills Germany vereint Engagement und Ideen von derzeit über 80 Mitgliedern, Partnern, Unternehmen und Verbänden. Er ist die nationale Mitgliedsorganisation von WorldSkills International und WorldSkills Europe. Vorstandsvorsitzende von WorldSkills Germany e.V. ist Andrea Zeus, Referentin beim Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe; Hubert Romer leitet WorldSkills Germany als Geschäftsführer. Als Partner von WorldSkills Germany setzt sich CWS nicht nur für die Exzellenz in der Berufsbildung ein, sondern fördert auch die Ausbildung nicht akademischer Berufsbilder.