Die totale Mondfinsternis am 27. Juli 2018

Impressionen einer unvergesslichen Beobachtungsnacht an der Sternwarte des Schülerlabors Astronomie des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums

von Bernd Koch und Michael Winkhaus.

Ein tagsüber strahlend blauer Himmel bei Temperaturen von über 25°C versprach den weit mehr als 100 Besuchern unserer Sternwarte ein reichhaltiges Beobachtungsangebot bis weit nach Mitternacht. Die Zeit bis zum erwarteten Mondaufgang wurde mit Blick auf Sonne und Venus durch die Teleskope unserer sieben Astrostationen überbrückt. Und am südwestlichen Horizont konnten wir über Leverkusen hinweg leicht den Kölner Dom ausmachen, der Luftlinie immerhin 34 Kilometer vom CFG entfernt ist.

Die Zeit bis zum Aufgang des verfinsterten Mondes verging wie im Fluge …. 
Foto: (c) Bernd Koch
… unter anderem mit der Beobachtung des Kölner Doms!

 

Der schemenhafte Blutmond

Und dann hieß es: Warten auf den Mond. Den Berechnungen zufolge sollte der bereits total verfinsterte Mond gegen 21.25 Uhr am Südosthorizont über Cronenberg aufgehen. Dass wir einen ersten schwachen Lichtschimmer des Mondes erst gegen 22.15 Uhr sahen, hat die Stimmung keineswegs getrübt und die Spannung nur noch weiter steigen lassen. Nun, warum war der Mond erst so spät sichtbar? Einerseits lag eine kaum wahrnehmbare Wolkenbank am Horizont, wie man auf dem obigen Gruppenfoto sehen kann. Zum zweiten geht der Vollmond genau dann auf, wenn auf der gegenüberliegenden Seite die Sonne untergeht, es also noch sehr hell ist. Und drittens ist der verfinsterte Mond sehr lichtschwach, eben weil er sich im Kernschatten der Erde befindet. Er ist nicht völlig unsichtbar, weil ein rötliches Restlicht der Sonne in der Erdatmosphäre in Richtung Mond abgelenkt wird. Neuerdings wird der Begriff Blutmond dafür verwendet, die Astronomen nennen ihn weniger martialisch Kupfermond. Die Intensität der Farbe wird vom Staubgehalt in der Stratosphäre beeinflusst, der gegenwärtig glücklicherweise gering ist.  Unser persönlicher Eindruck: Stufe 3 bis 4 auf der vierstufigen Danjon-Skala.

Erst gegen 22.15 Uhr tauchte der verfinsterte Mond schemenhaft auf. Aufnahme mit dem Celestron 11 Edge HD-Teleskop bei Blende f/8 und Canon EOS 6D.

 

Sternbedeckung durch den Mond

Der Mond benötigt für einen Umlauf um die Erde rund 28 Tage, eben einen Monat. Das bedeutet, dass er sich – im Teleskop deutlich sichtbar – vor den Hintergrundsternen bewegt. Ein hellerer Stern wurde schlagartig vom Mond verdeckt, wie die Animation verdeutlicht. Schlagartig deshalb, weil der Mond keine Atmosphäre besitzt, die das Sternlicht graduell abschwächen würde.

 

Austritt des Mondes aus dem Kernschatten der Erde

Gegen 23.13 Uhr begann der Austritt aus dem Kernschatten. Auf Fotos ist deutlich ein bläulicher Kernschattenrand zu erkennen, der auf Lichtstreuung in der stratosphärischen „guten“ Ozonschicht (die uns vor den gefährlich UV-Anteilen schützt) zurückzuführen ist.

Die helle rötliche Farbe der Mondfinsternis und die Sichtbarkeit bläulich gestreuten Sonnenlichts in der Erdatmosphäre zeugen für eine gegenwärtig klare, relativ staubfreie Erdatmosphäre. Komposition (c) Bernd Koch

 

Die Phasen der Mondfinsternis

Nach Mitternacht gegen 00.19 Uhr war der Mond vollständig aus dem Kernschatten ausgetreten, und gegen 1.30 Uhr verließ er dann schließlich auch den Halbschatten

Die Phasen der Mondfinsternis. Komposition: (c) Bernd Koch

 

Riesenplanet Jupiter

Bereits in der hellen Abenddämmerung, lange vor Aufgang des Mondes erschienen am Westhimmel Himmel der Planet Venus und in südwestlicher Richtung der Riesenplanet Jupiter. Bräunliche, ammoniakhaltige Wolkenbänder wirbeln in der dichten Atmosphäre um den Riesenplaneten. Seine vier hellen Galileischen Monde waren beim Blick durch eines der Teleskope sehr einfach zu erkennen.

Nur Jupitermond Europa fehlt auf diesem Bild der vier hellsten Monde, die von Galileo Galilei um 1610 entdeckt wurden.  

Saturn – der Herr der Ringe

Als Saturn gegen 23 Uhr in einem der sechs aufgebauten Celestron 11-Teleskope erschien, war das Glück perfekt. Viele sahen den Herrn der Ringe mit seinem grandiosen Ringsystem und der nach dem Astronomen Giovanni Domenico Cassini benannten Ringteilung zum allerersten Mal – für so manchen ein Schlüsselerlebnis.

So mancher Besucher sah zum ersten mal das Ringsystem und war begeistert vom Anblick.

Und auch die helleren Monde, angeführt von Titan waren sichtbar. Insgesamt besitzt Saturn 62 Monde, von denen die meisten zu lichtschwach sind, um sie beobachten zu können.

Saturn mit seinen Monden.

 

Mars – der Rote Planet

Nach Mond und Venus das hellste Objekt in der Beobachtungsnacht war der Planet Mars. Der „nur“ 58 Millionen Kilometer entfernte Rote Planet Mars offenbarte im Teleskop nur wenige Oberflächendetails. Der Grund liegt derzeit in einem, den ganzen Planeten umfassenden Staubsturm, wie er zuvor noch nie beobachtet wurde. Aber zumindest die Südpolkappe des Mars war sichtbar.

Links: Simulation des Sternenhimmels mit Mond und Mars, wie er am Abend von Station 7 der Sternwarte aus sichtbar wäre. Rechts: Ergebnis eines Videos des Planeten Mars mit dem 500mm-Teleskop Planewave CDK 20 in Station bei ca. 3,4m Brennweite. Als Videokamera kam die DBK21 Farbvideokamera zum Einsatz.

Wir danken allen Kollegen, Schülern und Ehemaligen für die tatkräftige Unterstützung an diesem gelungenen Beobachtungsabend.

Alle Bilder/Videos unterliegen dem Urheberrecht. Anfragen richtigen Sie bitte per eMail an info@schuelerlabor-astronomie.de