
Text und Fotos von K. Steinbach
Zum zweiten Mal besuchte eine Gruppe von zehn Schülerinnen und zwei Lehrkräften im Rahmen des Erasmus+ Projekts das Land mit den tausend Seen: Finnland. Bereits im Februar hatte die finnische Gruppe Wuppertal und Umgebung erkundet und war hierbei unter dem Thema „Building Tomorrow: Discovering Educational, Urban and Social Dynamics“ der Frage nach aktuellen Entwicklungen und dem Europa im Jahr 2040 nachgegangen.
Der Gegenbesuch im finnischen Järvenpää konzentrierte sich nun insbesondere auf soziale Dynamiken – mit einem besonderen Fokus auf die Rolle europäischer Frauen in Vergangenheit, Gegenwart und ihre Bedeutung für ein diverses, modernes Europa.
Nach einem sehr frühen Start am Sonntagmorgen landete die deutsche Gruppe mittags in Helsinki, wo das Wiedersehen mit den finnischen Gastschülerinnen für Freude auf beiden Seiten sorgte. Der restliche Sonntag stand ganz im Zeichen des Ankommens: Erste Unternehmungen mit den Gastfamilien, viel Lachen – und ein bisschen Müdigkeit.
Am Montag ging es dann offiziell los: Nach der Begrüßung in der Schule wurde das Wochenthema vorgestellt. Die finnischen Schülerinnen präsentierten inspirierende Künstlerinnen und deren Beitrag zu gesellschaftlichen Entwicklungen in Europa. Danach stand gemeinsamer Unterricht auf dem Plan sowie eine spannende Erkundung des Schulgebäudes – ein erster Einblick in das finnische Schulsystem, das für viele überraschend digital gestaltet ist.
Der Dienstag führte die Gruppe nach Tampere. Höhepunkt: Der Besuch des Muminmuseums. In einer Führung wurde deutlich, wie sehr Autorin Tove Jansson mit ihren Geschichten und ihrer eigenen Biografie nicht nur die finnische, sondern auch die europäische Kultur und Gesellschaft geprägt hat. Beim anschließenden Bummel durch die moderne Stadt und einem gemeinsamen Mittagessen wurden weitere kulturelle Eindrücke gesammelt – von Kunst bis Architektur.
Der Mittwoch stand ganz im Zeichen des Schulalltags. Die Schülerinnen nahmen erneut am Unterricht teil und erhielten tiefere Einblicke in den finnischen Schulalltag. Besonders beeindruckend: Die digitalen Prüfungsformate und der hohe Grad an Selbstverantwortung der Lernenden. Auch das in Finnland für alle Schüler*innen kostenlose Mittagessen wurde von der deutschen Gruppe als besonders positiv wahrgenommen. In regen Gesprächen wurden Unterschiede, Gemeinsamkeiten und neue Perspektiven ausgetauscht – mit einer guten Portion gegenseitiger Neugier.
Am Donnerstag stand ein Ausflug in die finnische Hauptstadt auf dem Programm. Ziel war das Ateneum, die nationale Kunstgalerie Finnlands. Im Mittelpunkt des Besuchs: die Ausstellung „Crossing Borders – Travelling Women Artists in the 1800s“. Gezeigt wurden Werke europäischer Künstlerinnen, die im 19. Jahrhundert trotz gesellschaftlicher Hürden als reisende Künstlerinnen aktiv waren – viele von ihnen mit Verbindungen nach Deutschland. Ihre Biografien zeugten von Pioniergeist und Mut, gerade in einer Zeit, in der Frauen der Zugang zu Kunstakademien oft verwehrt war. In der anschließenden Reflexion wurde der Bezug zu heutigen gesellschaftlichen Entwicklungen und der Rolle der Frau im europäischen Kulturdiskurs deutlich gemacht.
Am Nachmittag folgte der Besuch der Zentralbibliothek Oodi – ein moderner Ort der Begegnung und ein beeindruckendes Beispiel finnischer Architektur und Bildungskultur. Danach blieb Zeit, Helsinki auf eigene Faust zu erkunden, sei es bei einem Spaziergang entlang des Hafens oder beim Bummeln durch das Designviertel.
Der Freitag begann wieder in der Schule in Järvenpää. In Kleingruppen wurden Eindrücke, Erfahrungen und Erkenntnisse der Woche zusammengetragen und präsentiert. Die Übergabe der Teilnahmezertifikate markierte den offiziellen Abschluss des Programms. Der restliche Tag wurde genutzt, um die gemeinsame Zeit in entspannter Atmosphäre ausklingen zu lassen.
Am Samstag trat die deutsche Gruppe die Rückreise an – diesmal nicht ganz so früh wie bei der Anreise. Am Abend landete sie müde, aber glücklich in Köln. Die Osterferien konnten beginnen – mit vielen neuen Eindrücken im Gepäck und einem herzlichen „Moi Moi“ an Finnland.